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Schwerpunkte deutscher Flüchtlingsunterstützung

26.07.2022 - Artikel
Besuch einer Primarschule in Gaziantep mit hohem Flüchtlingsanteil, BMZ-Delegation Juni 2022
Besuch einer Primarschule in Gaziantep mit hohem Flüchtlingsanteil, BMZ-Delegation Juni 2022 © Deutsche Botschaft Ankara

Das Engagement des BMZ konzentriert sich auf Unterstützung der Flüchtlinge und der aufnehmenden Gemeinden in den Bereichen Schulbildung, Berufliche Bildung/Qualifikation sowie Beschäftigungsförderung. In allen Projekten spielen Maßnahmen zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts eine große Rolle. Bis zu 50% der Begünstigten sind bedürftige türkische Staatsangehörige. Damit sollen die zunehmenden Spannungen zwischen syrischen Flüchtlingen und der Bevölkerung aufnehmender Gemeinden reduziert werden.

Was tun wir konkret?

Bildung und Qualifizierung

Frühkindliche Bildung: In der Türkei mangelt es an Angeboten und Kapazitäten für einen entwicklungsfördernden Erziehungsstil. Nur 31.000 Kinder im Vorschulalter besuchen eine Vorschule (24 %). Öffentliche Bildungseinrichtungen sind nicht in ausreichender Zahl vorhanden und können häufig keine qualitativ hochwertige Bildung für türkische und syrische Kinder bzw. Jugendliche gleichermaßen anbieten. Trotz erheblicher Anstrengungen bleibt es für die Türkei eine Herausforderung, syrische Kinder und Jugendliche in das Bildungssystem zu integrieren. Daher unterstützt das BMZ ein Programm der GIZ, um die frühkindliche Entwicklung von syrischen und türkischen Kindern zu fördern. Konkret werden Vorschulen und öffentliche Bildungszentren mit Lehr- und Lernmaterialien ausgestattet und Vorschullehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher sowie Fach- und Führungskräfte fortgebildet. Ihre Kompetenzen werden so gestärkt, dass sie syrische Flüchtlingskinder und benachteiligte türkische Kinder gezielt unterstützen können.

Primar- und Sekundarbildung: Trotz großer Anstrengungen der türkischen Regierung besteht mit Blick auf die Einschulungsraten von Flüchtlingskindern starker Aufholbedarf. Nur 770.000 der Geflüchteten im Schulalter besuchen eine allgemeinbildende Schule (64 %). Zudem beenden viele Flüchtlingskinder ihre Schulbildung nach der achten Klasse, da die Familien zu wenig Information über Berufsbildungsmöglichkeiten haben. Durch Schulangebote soll eine verlorene Generation syrischer Flüchtlingskinder verhindert werden. Seit dem Schuljahr 2016/2017 fördert die KfW über UNICEF syrische Lehrkräfte darin, Flüchtlingskinder zu unterrichten. Finanziert werden Gehaltszahlungen und Fortbildungen. Die Lehrkräfte fungieren heute als wichtiges Bindeglied zwischen der syrischen Gemeinschaft und dem öffentlichen türkischen Bildungswesen und stellen auch durch ihre Sprachkenntnisse eine elementare Unterstützung für den Lern- und Integrationsprozess der Kinder dar.

Berufsbildung und Qualifizierung: Berufsbildung ist ein ganzheitlicher Ansatz, der sowohl „weiche“ als auch „harte“ Fähigkeiten, Kenntnisse, Fertigkeiten und Einstellungen vermittelt. Sie erleichtert die Eingliederung in die Arbeitswelt, befördert die Teilhabemöglichkeiten in der Gesellschaft und stärkt individuelle Einkommens- und Handlungsmöglichkeiten. Mit den Partnern ILO, WHO, DRC und UNDP setzt die KfW Aus- und Fortbildungsmaßnahmen zur Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit von Geflüchteten um. Dazu zählt die Vermittlung sowohl fachlicher als auch methodischer (z. B. kaufmännischer) Kenntnisse und Sprachtrainings. Spezifische Aus- und Fortbildungen eröffnen syrischen Fachkräften zudem eine Tätigkeit im türkischen Gesundheitswesen. Dort können sie dann auch die medizinische Versorgung von Flüchtlingen verbessern helfen. Um Jugendliche bei der Wahl ihres beruflichen Lebenswegs zu unterstützen, stärkt die GIZ die Kapazitäten für Berufsorientierung und -beratung an Mittel- und Berufsschulen. Über die Internationale Sparkassenstiftung werden vielfältige Kurse und Fortbildungen für Jugendliche und Entrepreneurs angeboten, um Kenntnisse und Fähigkeiten im Umgang mit Geld und Finanzen zu erhöhen.

Ergänzend zu den klassischen Bildungsangeboten werden Kinder und Jugendliche durch Jugendarbeit in ihren sozialen Kompetenzen gestärkt. Hierfür wird Personal an Jugendzentren geschult und sensibilisiert sowie Freiwillige aus geflüchteten und aufnehmenden Gemeinden mobilisiert, um die Arbeit der Zentren zu unterstützen. Diese bieten syrischen und türkischen Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, gemeinsam an kreativen, sportlichen und sozialen Aktivitäten teilzunehmen. Dabei ergänzt der deutsche Beitrag Maßnahmen der EU-Türkei-Flüchtlingsfazilität (FRIT), die von der KfW umgesetzt werden: Sie umfassen den Bau und die Ausstattung von Kindergärten, Schulen, Werkstätten sowie Jugend- und Sportstätten und schaffen so die für Bildung notwendige Infrastruktur.

Beschäftigungsförderung

Um die soziale Abhängigkeit von Hilfsleistungen zu reduzieren und Selbständigkeit, Eigenverantwortung und Widerstandskraft zu stärken, konzentriert sich das deutsche Engagement neben dem Bildungsbereich hauptsächlich auf die Erhöhung der Beschäftigungsquote von Syrern und Syrerinnen. Für den eigenen Lebensunterhalt sorgen zu können, auf eigenen Beinen zu stehen und Perspektive zu entwickeln ist grundlegend eine erfolgreiche Integration in der Türkei. Daher kombinieren die o.g. Bildungsprogramme die berufliche Bildung und Qualifizierung mit Vermittlungen in den Arbeitsmarkt. Dies geschieht z.B. über die institutionelle Stärkung der türkischen Arbeitsagentur ISKUR bei der Arbeitsvermittlung und durch Maßnahmen zur Erhöhung der Arbeitsnachfrage (z. B. über Gründerzuschuss, Zuschüsse zu Sozialversicherungsbeiträgen oder KMU-Förderung). Über die GIZ werden im Rahmen eines Programms zur Förderung wirtschaftlicher Perspektiven in Zusammenarbeit mit privatwirtschaftlichen Partnern wie z. B. Handelskammern auf den lokalen Bedarf ausgerichtete berufsbildende Trainings sowie Türkischkurse angeboten und dann in die entsprechenden Unternehmen vermittelt, syrische Kleinstunternehmen bei ihrer Registrierung unterstützt; Cash for Work Programme runden das Programm ab. Über die Welthungerhilfe setzt die GIZ Trainingsmaßnahmen zur Qualifizierung von Flüchtlingen in der Landwirtschaft um. Sequa in Kooperation mit Einrichtungen der deutschen Wirtschaft und in Zusammenarbeit mit türkischen Partnern bieten Qualifizierungskurse für Flüchtlinge und benachteiligte türkische Gruppen an. Die Sparkassenstiftung finanziert über das Turkish Grameen Bank Programme Kleinstkredite für Syrerinnen.

Schutz, Soziale Kohäsion und Psychische Gesundheit

Neben den Schwerpunkten Bildung und Beschäftigungsförderung gibt es noch zwei weitere Projekte der GIZ. Zum einen eine Maßnahme, mit der über 20 lokale Initiativen und Nicht-Regierungsorganisationen (NRO) in unterversorgten Regionen der Türkei unterstützt werden, benachteiligte Flüchtlinge in die Gemeinden zu integrieren und soziale Dienstleistungen anzubieten. Die Maßnahme wird in Kooperation mit EU-ECHO durchgeführt.Die Maßnahme der Psychischen Gesundheit und Psychosozialen Unterstützung von syrischen Flüchtlingen fußt auf der Erkenntnis, dass die Fähigkeiten der Menschen zu überleben und sich zu integrieren davon abhängt, psychische Belastungen konstruktiv bewältigen zu können. In der Türkei haben rd. 76% der syrischen Flüchtlinge Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung. Das Vorhaben arbeitet an einem verbesserten Zugang für diese Menschen zu Beratungsangeboten und an der Verbesserung der psychosozialen Angebote als solche vor allem für Familien, Frauen und Kindern.

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