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Historische Sommerresidenz mit moderner Nutzung
Die historische Sommerresidenz des deutschen Botschafters in Tarabya ist ein Stück der Geschichte des deutschen Kaiserreiches und der Entwicklung der Landschaft um den Bosporus.
Die historische Sommerresidenz des deutschen Botschafters in Tarabya ist ein Stück der Geschichte des deutschen Kaiserreiches und der Entwicklung der Landschaft um den Bosporus. Das Grundstück, auf dem sich das Gebäude befindet, war eine Schenkung durch Abdulhamid II. an das Deutsche Reich im Jahre 1880 zur diplomatischen Nutzung. Sie war mit dem Wunsch verbunden, dort baldmöglichst eine Sommerresidenz zu errichten.
Tarabya befindet sich ca. 15 km nördlich vom Stadtzentrum Istanbuls an der Stelle einer kleinen Bucht. Ursprünglich hieß Tarabya „Pharmacia“ oder „Phamakias“, aber da niemand in einem Ort mit dem Namen „Gift“ wohnen wollte, wurde der Name in „Therapia“ (Genesung) umgeändert. Diese Namensänderung wird auf eine Argonautensage zurückgeführt.
Der Ort war bis in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts hinein ein Fischerdorf gewesen. Als Sultan Selim II. aufgrund seiner privilegierten Lage auf den Ort aufmerksam wurde, ließ er dort ein Landhaus (Köşk) und einen eindrucksvollen Garten anlegen. Später entwickelte sich Tarabya zu einem prächtigen Erholungsort der gehobenen Istanbuler Gesellschaft, und mehrere Botschafter ließen dort ihre Sommerhäuser errichten. Das Grundstück der deutschen Sommerresidenz war vor deren Errichtung kein unbebautes Gelände, vielmehr befanden sich dort die Reste eines Köşks, welches im Türkisch/Russischen Krieg von 1828/29 als Hauptquartier des türkischen Generalstabs gedient hatte.
Nach der Zustimmung des Reichstages vom 04.02.1885 zum Bauvorhaben einer Sommerresidenz und durch den Verkauf des Geländes der ehemaligen preußischen Gesandtschaft in der Stadtmitte Istanbuls waren genügend Geldmittel vorhanden, die für den Bau der Residenz verwendet werden konnten.
Die ersten Bauentwürfe im Jahre 1882 wurden von einem Architekten namens Cingria erstellt und von dem in Athen archäologisch tätigen Architekten Wilhelm Dörpfeld überprüft und überarbeitet. Dörpfeld legte im Gegensatz zu Cingria ein besonderes Augenmerk auf die Berücksichtigung der osmanischen Bautradition. Die oktogonale Form des zentralen Raums im Botschafterhaus und die Holzsäulen, die er einführte, sind kennzeichnende Elemente der türkischen Sommerhäuser am Bosporus. Die Bauausführung übernahm Armin Wegner. Der Bau begann 1885 und wurde zwei Jahre später beendet.
1916 wurde für die deutschen Gefallenen der Dardanellenschlacht auf dem 18 ha großen Parkgelände der Soldatenfriedhof von Tarabya eingerichtet. Der Entwurf zu der terrassierten Gestaltung des Geländes und die Hauptskulptur sind auf den Bildhauer Georg Kolbe zurückzuführen. Am Volkstrauertag gedenkt die deutsche Kolonie dort jährlich in Gegenwart deutscher und türkischer Vertreter des Militärs der Toten. Der Friedhof kann nach Anmeldung beim Verwalter besichtigt werden (Tel.:+90-212 299 2661). [Wichtiger Hinweis: Auf Grund von Zutrittsbeschränkungen im Kontext der Coronavirus-Krise ist der Zugang zum Soldatenfriedhof vorübergehend gesperrt.]
Die historische Sommerresidenz wird heute als Ort des deutsch-türkischen Dialogs genutzt. Vier große historische Hauptgebäude befinden sich auf dem Gelände. Im Haus des Botschafters finden offizielle Veranstaltungen für Kultur, Politik und Wirtschaft der Botschaft und des Generalkonsulats statt.