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Merkblatt zur Krisenvorsorge für Erdbeben

Artikel

Einleitung

In Istanbul und der Region besteht eine potentiell hohe Erdbebengefährdung. Grund ist, dass die sog. Nordanatolische Verwerfungszone, wo Kontinentalplatten ineinander verhakt sind, sehr nahe liegt. Die genaue Vorhersage von Erdbeben ist zwar nicht möglich. Die Vorwarnzeit beträgt nur rund drei Sekunden. Es wird jedoch damit gerechnet, dass sich in dieser Region in den kommenden Jahren ein Erdbeben der Magnitude 7 oder stärker ereignen wird. Die Region war in den letzten Jahrzehnten bereits mehrfach von Erdbeben betroffen (Quelle: vgl. Helmholtz-Zentrum Potsdam, Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ, 2019).

Um im Ernstfall nicht gänzlich überrascht und unvorbereitet zu sein, wird dringend empfohlen, folgende Hinweise zu beachten und Vorsorgemaßnahmen zu treffen:

  • Ein Erdbeben kann eine Minute und länger dauern. Es kann so stark sein, dass man sich nicht auf den Beinen halten kann. In Wohnungen kann alles umkippen oder herunterfallen, was nicht fest verankert ist. Bauwerk und Wände geben nach; Tür- und Fensterrahmen verziehen sich. Oft folgen Nachbeben in den nächsten Stunden/Tagen.
  • Benutzen Sie möglichst nicht ihr Auto. Auch wenn die Straßen nicht unmittelbar durch Trümmer blockiert sind, führt Panik zu Verkehrsunfällen und Staus. Ordnungskräfte lassen höchstens Rettungsfahrzeuge passieren. Wenn Sie einen Sammelplatz aufsuchen wollen, gehen Sie zu Fuß.
  • Wasser-, Strom- und Telefonleitungen sind möglicherweise unterbrochen. Auf den Straßen stellen zerrissene Stromleitungen eine ernste Gefahr dar. Auch Handys werden in den meisten Fällen nicht mehr funktionieren. Sprechen Sie deshalb vorher mit Ihren Angehörigen ab, wie Sie sich im Falle eines Erdbebens verhalten werden (Hauptsammelstelle, Erstversorgung, vorherige Festlegung des ersten Treffpunkts etc.).
  • Gasleitungen können reißen. Es kann zu Bränden kommen. Die Feuerwehr ist überlastet und wird durch verstopfte Straßen und gebrochene Wasserleitungen kaum in der Lage sein, die Brände schnell zu löschen. Stellen Sie sich darauf ein, selbst löschen zu müssen, wo dies Aussicht auf Erfolg hat. Großbrände sind in der Regel gefährlicher als das Erdbeben selbst. Beobachten Sie daher Ihre Umgebung und die Windrichtung.
  • Das deutsche Generalkonsulat ist darauf vorbereitet, Hilfe zu leisten. Die konkrete Ausgestaltung der Hilfe und die Einsatzfähigkeit des Generalkonsulats hängen vom Zustand der Gebäude und der persönlichen Lage des mit der Krisenbewältigung betrauten Personals ab. Die den konkreten Umständen und Möglichkeiten entsprechenden Hilfsmaßnahmen werden im Krisenfall zeitnah kommuniziert. Hierzu ist es besonders wichtig, dass Sie sich online in der elektronischen Deutschenliste (ELEFAND) registrieren.
  • Versuchen Sie möglichst mit anderen Deutschen und Europäern eine Gruppe zu bilden. Stellen Sie eine Liste der dort befindlichen Gruppenmitglieder zusammen. Versuchen Sie dann, diese Liste dem Generalkonsulat zu übermitteln. Sollten Sie das Generalkonsulat nicht erreichen können, versuchen Sie, mit den Vertretungen anderer EU-Staaten Kontakt aufzunehmen.

I. Allgemeine Krisenvorsorge für Erdbeben

Empfehlungen zur Vorsorge in erdbebengefährdeten Gebieten (Quelle: Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe)

  • Bei der Anmietung von Wohnungen oder Häuser auf Erdbebensicherheit achten, z.B. Beschaffenheit des Untergrundes und Bauweise. Hanglage sollte vermieden werden.
  • Nach dem Einzug Schränke und regale mit Winkeleisen oder anderen Vorkehrungen vor dem Umfallen sichern. Schwere Gegenstände und Gläser nicht in die oberen Regale stellen, ggf. gegen Herausfallen absichern.
  • Informieren Sie sich über die Notausgänge und Fluchtwege an ihrem Wohn- oder Arbeitsort. Achten Sie darauf, dass diese nicht verstellt sind oder durch umfallende Möbel/Gegenstände blockiert werden.
  • Türen und Fenster müssen jederzeit von innen zu öffnen sein.
  • Legen Sie in ihrem Haus einen sicheren Platz fest, wohin Sie flüchten können (zum Beispiel Türbögen, Stützpfeiler, Tische, Schreibtische).
  • Halten Sie Taschenlampen, einen Schutzhelm, feste Schuhe und Notgepäck an dem vorgesehenen Fluchtweg aus dem Haus bereit.
  • Parken Sie ihr Fahrzeug so, dass sie von umstürzenden Mauern oder herabstürzenden Decken nicht beschädigt werden können.
  • Achten Sie, falls vorhanden, auf richtig installierte Rauchdetektoren. In Folge eines Bebens können Brände entstehen.
  • Im Ernstfall können Hammer, Axt, Brechstange, große Zange, feste Arbeitshandschuhe, Feuerlöscher benötigt werden.
  • Wenn eine rechtzeitige Warnung erfolgt speichern Sie Wasser und Badewannen und Eimern, da Versorgungsleitungen beschädigt werden können.

Notgepäck

  • Tragbares Radio mit UKW-Empfang, Ersatzbatterien
  • Taschenlampe mit Ersatzbatterien
  • Verbandkasten und Medikamente
  • Pro Person drei Liter Trinkwasser/Tag
  • Haltbare Lebensmittel für eine Woche
  • Hygieneartikel und Ersatzwäsche
  • Schlafsack, Decke, Isoliermatte
  • Feuerzeug, Streichhölzer, Kerzen, Trillerpfeife
  • Taschenmesser (mit Dosenöffner und Korkenzeiher)
  • Ersatzbrille, Armbanduhr
  • Dokumente
  • Bargeld, Schmuck, wichtige Schlüssel
  • Straßenkarte, Kompass, Kugelschreiber, Papier
  • Mobiltelefon/Handfunkgerät, Liste mit wichtigen Telefonnnumern
  • Reservekanister mit Benzin / Diesel / Öl
  • Schutzhelm (Hinweis: mus bei Beschädigung bzw. alle fünf Jahre nach Herstellungsdatum ausgetauscht werden)

II. Verhalten bei Erdbeben

Grundsatz: Bewahren Sie ruhe. Suchen sie Schutz.

​​​​​​​Verhalten im Gebäude

  • Offenes Feuer löschen, Gashähne abstellen.
  • Suchen Sie sofort Schutz unter einem schweren stabilen Möbelstück (z. B. Tisch oder Bett) und halten Sie sich fest, solange die Erschütterung dauert, auch wenn sich das Möbel bewegt. Ist das nicht möglich, flüchten Sie unter einen stabilen Türrahmen oder legen Sie sich auf den Boden nahe einer tragenden Innenwand und weg von Fenstern und schützen Sie Kopf und Gesicht mit verschränkten Armen.
  • Bleiben Sie im Haus, solange die Erdbebenerschütterungen anhalten! Am gefährlichsten ist der Versuch, das Gebäude während des Bebens zu verlassen. Man kann durch fallende Gegenstände oder Glassplitter verletzt werden. Ausnahme: Sie befinden sich bei Beginn der Erschütterung im Erdgeschoss in Nähe einer Außentür, die direkt ins Freie führt (Garten oder offener Platz, nicht enge Straße).
  • Kein Treppenhaus begehen! Keinen Fahrstuhl benutzen!

Verhalten auf der Straße

  • Freiliegende Stromleitungen, Tunnel, Brücken, Straßenunter- und -Überführungen meiden.
  • Kopf gegen herabfallende Gegenstände schützen.
  • Abstand halten zu Mauern, Masten und zerrissenen Leitungen.
  • Begeben Sie sich auf Freiflächen oder in Hauseingänge.

Verhalten im Kraftfahrzeug

  • An den Straßenrand fahren, anhalten, Rettungsfahrzeugen den Weg freihalten.
  • Autoradio einschalten, UKW-Empfang, Regionalsender.
  • Wenn möglich, sich an den Arbeitsplatz oder nach Hause begeben.

Verhalten nach einem Erdbeben

  • Ggf. erste Hilfe leisten
  • Gas-, Wasser- und Abwasserleitungen überprüfen, nach Lecks und zerrissenen Elektroleitungen Ausschau halten, ggf. entsprechende Geräte ausschalten. Schäden im Haus überprüfen.
  • Gefährliche Flüssigkeiten, Scherben und beschädigte Gegenstände vom Boden beseitigen. Stabiles Schuhwerk tragen!
  • Radio einschalten, UKW-Empfang, Regionalsender.
  • Telefone nur im Notfall benutzen.

Jeder sollte im Übrigen wissen…

  • ... wie die Gas-, Wasser- und Stromzufuhr abgestellt werden,
  • ... wie erste Hilfe geleistet wird,
  • ... wo sich die Mitglieder der Familie nach einem Erdbeben treffen sollen.

III. Ortsspezifische Informationsportale (Metropolregion Istanbul)

IV. Wichtige Telefonnummern (Metropolregion Istanbul)

  • Hızır Acil (Notruf): Tel.: 112
  • iBB İtfaiye - İtfaiye Acil (Istanbul Feuerwehr): Tel.: 110
  • iBB Afet Koordinasyon Merkezi, AKOM (Istanbul Naturkatastrophen Koordinationszentrum): Tel.: 444 2 566 (24h Hotline)
  • Istanbul Il Afet ve Acil Durum Müdürlüğü (Istanbul Stadtverwaltung für Naturkatastrophen und Krisenmanagement): Tel.: 0212 455 56 00

V. Weitere allgemeine Informationen u.a. zu Vorsorgemaßnahmen


Dieses Merkblatt ist nach bestem Wissen entwickelt worden. Dennoch können das Generalkonsulat Istanbul oder das Auswärtige Amt nicht verantwortlich gemacht werden und keinerlei Haftung für Schäden übernehmen, die durch die Beachtung dieser Hinweise entstehen.



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