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Flüchtlingssituation in der Türkei
Seit Beginn des Krieges in Syrien im Jahr 2011 hat die Türkei mit 3,7 Millionen syrischen Flüchtlingen fast zwei Drittel der Schutzsuchenden aufgenommen. Zusätzlich leben rd. 360.000 registrierte Flüchtlinge sowie eine nicht unerhebliche Anzahl irregulärer Flüchtlinge und Migranten aus anderen Ländern, insb. Afghanistan, Irak, Iran, in der Türkei. Syrische Flüchtlinge haben in der Türkei einen temporären Schutzstatus, der ihnen Zugang zu sozialen Dienstleistungen (Gesundheit, Bildung) und grundsätzlich auch zum Arbeitsmarkt sicherstellt. Syrer und Syrerinnen leben hauptsächlich in den südöstlichen Provinzen der Türkei entlang der syrischen Grenze sowie in den großen Ballungsräumen Istanbul, Ankara und Izmir. Weniger als 1% leben in Flüchtlingslagern. Die syrische Bevölkerung ist extrem jung: in den letzten 10 Jahren sind rd. 750.000 Kinder geboren worden, rd. 1,2 Millionen Kinder und Jugendliche sind im schulfähigen und rd. 1,3 Millionen sind im arbeitsfähigen Alter.
Die Türkei, von jeher ein Transitland zwischen Asien und Europa, trägt schwer an den sozialen und ökonomischen Belastungen, die die hohe Anzahl an Flüchtlingen mit sich bringt. Die Gesellschaft sieht nur mehr formal die Flüchtlinge als „Gäste“ und die Willkommenskultur ist in großen Teilen in Ablehnung und Distanzierung umgeschlagen. Zu groß sind die Auswirkungen und Einschränkungen für die türkische Bevölkerung in den Krankenhäusern, Schulen und auf dem informellen Arbeitsmarkt. Die türkische Regierung hält an ihrer Politik des „Gaststatus“ fest, verfolgt jedoch mittel- bis langfristig das Ziel der Rückführung der Flüchtlinge nach Syrien. Fragt man einen Syrer oder eine Syrerin, so sehen sie ganz überwiegend ihre Zukunft in der Türkei. Knapp die Hälfte fühlt sich gut integriert und über 70% sagen, dass sie unter keinen Umständen nach Syrien zurückkehren.
Die Bundesregierung hat die Türkei angesichts der Flüchtlingsherausforderungen seit 2012 mit insgesamt über 910 Mio. Euro unterstützt. Davon entfallen rd. 220 Mio. Euro auf Projekte der Humanitären Hilfe des Auswärtigen Amtes und seit 2015 rd. 690 Mio. Euro auf Projekte der nachhaltigeren Integrationsförderung durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
Die EU-Kommission und die EU-Mitgliedstaaten stellen über eine Flüchtlingsfazilität 6 Mrd. Euro für die Türkei bereit. Der deutsche Anteil hieran beträgt rd. 640 Mio. Euro. Die Programme laufen bis 2025. In 2021 wurden weitere 3 Mrd. Euro als Flüchtlingsunterstützung zugesagt. Während ein Großteil der ersten Maßnahmen humanitär ausgerichtet war, konzentrieren sich die Programme mittlerweile auf langfristige nachhaltige Projekte (kommunale Infrastruktur, Bildung, Beschäftigungsförderung). Mit dem größten Sozialunterstützungsprogramm der EU weltweit werden rd. 1,7 Millionen bedürftige Syrer und Syrerinnen finanziell mit rd. 14 Euro pro Kopf und Monat unterstützt.