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Bilaterale Wirtschaftsbeziehungen

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Die engen deutsch-türkischen Wirtschaftsbeziehungen bilden eine tragende Säule der bilateralen Beziehungen. Sie sind geprägt von einer bereits seit dem 19. Jahrhundert existierenden Freundschaft und Tradition, die sich im Laufe der Jahre noch weiter verstärkt und intensiviert haben. Einen ganz besonderen Einfluss darauf haben nicht nur die zahlreichen Investitionen von deutschen Firmen in der Türkei sondern auch die zehntausenden von Unternehmen in Deutschland, die von Deutschen mit türkischem Migrationshintergrund oder von türkischen Staatsbürgern gegründet wurden. Diese Unternehmen leisten einen großen Beitrag zur Wirtschaftsentwicklung in Deutschland und schaffen hunderttausende von Arbeitsplätzen. Damit ist Deutschland mit Abstand der wichtigste Wirtschaftspartner der Türkei.

Im Jahr 2022 erreichte das bilaterale Handelsvolumen zwischen Deutschland und der Türkei mit insgesamt 51,6 Mrd. € einen neuen Rekordwert. Dabei erhöhten sich die türkischen Ausfuhren nach Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um 26,7% auf 24,6 Mrd. € und die türkischen Importe aus Deutschland um 32,4% auf 27 Mrd. €. Deutschland ist mit einem Anteil von 8,3% an den Gesamtexporten der größte Exportpartner der Türkei. Deutschland ist nach Russland und China der drittgrößte Importpartner der Türkei. Einen besonders starken Anteil an den deutschen Warenausfuhren in die Türkei haben Kraftfahrzeuge und Zuliefererteile für die Automobilindustrie, Maschinen sowie chemische Erzeugnisse. Zu den deutschen Importgütern aus der Türkei gehören vor allem Textilien/Lederartikel und Kraftfahrzeuge, aber zunehmend auch Nahrungsmittel sowie Maschinen.

Mit einem Investitionsvolumen von rund 16 Mrd. USD seit 1980 ist Deutschland auch einer der größten ausländischen Investoren in der Türkei. Die Zahl deutscher Unternehmen bzw. türkischer Unternehmen mit deutscher Kapitalbeteiligung in der Türkei ist inzwischen auf über 8.000 gestiegen. Die Betätigungsfelder reichen von der Industrieerzeugung und dem Vertrieb sämtlicher Produkte bis zu Dienstleistungsangeboten aller Art sowie der Führung von Einzel- und Großhandelsbetrieben. Deutschland steht auch bei der Anzahl der Patentanmeldungen in der Türkei mit insgesamt 1.831 Patentanmeldungen im Jahr 2021 an erster Stelle vor den USA mit 1.586 und Italien mit 613.

Deutschland ist auch beim Fremdenverkehr einer der wichtigsten Partner der Türkei. Im Jahr 2022 stieg die Zahl deutscher Touristen mit einem Anstieg von über 84% auf 5,7 Mio. Besucher auf einen neuen Rekordwert an. Dies entspricht einem Anteil von mehr als 12,7% am Gesamtaufkommen. Damit war Deutschland im Jahr 2022 der wichtigste Partner beim Fremdenverkehr in die Türkei noch vor Russland mit insgesamt 5,2 Mio. Besuchern (Anteil 11,7%).

Seit 1985 ist die deutsche Wirtschaft in der Türkei durch ein Delegiertenbüro des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), der Deutsch-Türkischen Industrie- und Handelskammer in Istanbul, vertreten. Sie zählt mittlerweile rund 1.000 Mitglieder. Im Jahr 2004 wurde in Köln außerdem die Türkisch-Deutsche Industrie- und Handelskammer gegründet. Seit 2012 hat sie ihren Hauptsitz in Berlin und ist mit einer Zweigstelle in Köln vertreten.

Zwischen Deutschland und der Türkei besteht bereits seit 1962 ein Investitionsschutzabkommen; das türkische Gesetz zur internationalen Schiedsgerichtsbarkeit trat im Juli 2001 in Kraft. Das bilaterale Doppelbesteuerungsabkommen von 1985 wurde zum 01. Januar 2011 gekündigt und ein neues Doppelbesteuerungsabkommen am 19. September 2011 in Deutschland unterzeichnet. Es trat dann rückwirkend zum 01.01.2011 in Kraft.

Im November 2012 vereinbarten Deutschland und die Türkei die Einrichtung des „Deutsch-Türkischen Energieforums“ bzw. die „Deutsch-Türkische Energiepartnerschaft“ als institutionalisierte Plattform für den Ausbau der Energiebeziehungen beider Länder. Die Zusammenarbeit besteht im Erfahrungsaustausch und in der Initiierung von konkreten Projekten in den fünf Arbeitsgruppen Erneuerbare Energie, Energieeffizienz, Energieinfrastruktur & Sektorkopplung, Regulierung des Strom- und Gasmarktes, Flexibilisierung von bestehenden thermischen Kraftwerken. Ein wichtiges Ziel ist dabei auch die Förderung der Vernetzung von deutschen und türkischen Stakeholdern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft.

Im Jahr 2013 wurde die Bilaterale Wirtschafts- und Handelskommission JETCO (Joint Economic and Trade Commission) gegründet, mit dem Ziel als branchenübergreifende Plattform die bilaterale Zusammenarbeit insbesondere in den Bereichen Handel, industrielle Kooperation, Tourismus und Infrastruktur zu verbessern und konkrete Projekte zu entwickeln.

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