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Der Wert Europas
Das europäische Projekt durchlebt eine ernste Vertrauenskrise. Umso wichtiger ist es, dass wir uns den Wert Europas bewusst machen. Europa hat uns Frieden und Wohlstand gebracht. Vor allem ist es mehr denn je Zukunftsprojekt.

Die großen Herausforderungen unserer Zeit können wir nur bewältigen, indem wir Europa zu einer globalen Gestaltungskraft entwickeln. So können wir unsere Wertegemeinschaft bewahren, als Wirtschaftsmacht unsere Interessen behaupten und zur künftigen Ordnung der Welt einen europäischen Beitrag leisten.
Wir leben in einer Zeit weltpolitischer Umbrüche. In den rasant wachsenden Gesellschaften der Schwellenländer entstehen neue wirtschaftliche und politische Kraftzentren. Vor dreißig Jahren führte Deutschland zehnmal so viele Waren aus wie China; 2009 hat uns China als „Exportweltmeister“ abgelöst. Die einzelnen Staaten Europas werden in Zukunft weiter an relativem Einfluss verlieren.
Globalisierung gestalten
Zugleich stellt die Globalisierung alle Staaten vor nie dagewesene Gestaltungsaufgaben. Die großen Herausforderungen unserer Zeit machen nicht vor Grenzen halt. Ein funktionierender weltweiter Ordnungsrahmen, der ihnen gerecht wird, muss erst entstehen. Das gilt für die Regulierung der Finanzmärkte wie für die Bekämpfung des Klimawandels. Diese drängenden Fragen können wir nur beantworten, indem wir Partnerschaften mit anderen Gestaltungsmächten eingehen.
Diesen Herausforderungen ist kein einzelner Staat Europas gewachsen. Das geeinte Europa dagegen hat die Fähigkeit, ein globaler Spieler zu sein. Das blenden diejenigen aus, die angesichts der Schuldenkrise einer Re-Nationalisierung das Wort reden. Sie verschweigen, welchen Preis eine solche Abschottung hätte. Kehren wir Europa den Rücken, verurteilen wir uns selbst zur Bedeutungslosigkeit in der Welt von morgen. Unsere gemeinsamen Werte und Interessen werden wir als Europäer behaupten, oder wir werden sie nicht behaupten.

Europäische Bewährungsprobe
Das ist der große Zusammenhang, in den wir die gegenwärtige Krise einordnen müssen. Sie ist nicht die erste Bewährungsprobe des europäischen Projekts; die Geschichte der Integration ist eine der gemeisterten Krisen. Die Gründerväter haben Europa nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs erdacht. Binnenmarkt und Schengen-Abkommen über die Reisefreiheit haben ihre Wurzeln in den Krisenjahren der berüchtigten „Eurosklerose“. Diese Erfahrung muss uns ermutigen, die Krise zu bewältigen und Europa zu einer globalen Gestaltungskraft zu entwickeln. Dieses Europa hat seinen Preis. Vor allem hat es seinen Wert.